Yrrwahria theater
Im Dezember 2010 gründete Verena Beck (Theaterpädagogin&
Kunsttherapeutin) das inklusive Theaterensemble Yrrwahria; ehemals unter dem Namen Theater YRRWARR. Entstanden ist das Yrrwahria Theater aus einem Freizeitprojekt des Berliner Sozialträgers RBO, der sich hauptsächlich in den östlichen Bezirken für die Belange und die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit und ohne Behinderungen einsetzt.
Aus dieser Projekterfahrung entwickelte sich relativ schnell, ein mehr
oder weniger festes Ensemble. Das Erlebnis, gemeinsam auf der Bühne zu
stehen – Schauspieler mit und Schauspieler ohne Behinderungen – war für alle
Beteiligten eine große Bereicherung: Plötzlich erscheint die Welt in einem
anderen Licht, es wird um Ecken gedacht, die bis dahin nicht im Sichtfeld
waren. Die Proben sind ein intensiver Prozess des voneinander Lernens; aus
alltäglichen Schwierigkeiten entstehen neue Wörter, Choreografien und ganze
Szenen voller Komik und Erkenntnis. Das Erlebnis, gemeinsam auf der Bühne
zu stehen, bringt immer wieder viele Momente des Lachens, von geteiltem Glück, von kritischer Auseinandersetzung mit sich selbst, von echter, gefühlter Verständigung zwischen den Künstlern, die sehr verschieden sind. Dieses Erleben teilen die Schauspieler des Yrrwahria Theaters auf Augenhöhe mit ihrem Publikum. Eine Aufführung des Yrrwahria Ensembles macht das Publikum glücklich und stärkt seinen kritischen Blick in die Welt und hinterfragt subtil, wer denn eigentlich die Behinderung hat…
Das Ensemble: Mandy Adam, Falk Bruder, Marion Burtzlaff, Josephine Fechner, Annette Hälker, Ingrid van Hulle, Klaus Peter Konsolke, Rainer Koppe, Florian Leue, Stefan Liebich, Ramona Maerker, Peter Mechelke, Jeanette Teichmann, Anke Wicklein, Beate Winkler
Ehemalige: Thomas Busack, Lara Lücken, Oliver Koch, Valentina Tovazzi, Anja Orthmann, Astrid Lebelt, Harald Schmidt, Karl Springstein, René Motulu, Jens Müller, Sebastian Gerold, Sahra Wild, Regina Rother, Dajana Viebke
Arbeitsprozess:
Die Themenfindung für die Stückentwicklung ist immer ein wechselseitiger basisdemokratischer Prozess aller Beteiligten bei dem der Spaß am spielerischen Probieren im Vordergrund steht. Während des ersten Treffens äußern alle Darsteller ihre Ideen, Themen, Figuren-und Rollen Wünsche. Für diese vielfältige Ideen-Sammlung findet das Regie-Team ein übergeordnetes Thema in dem alle Ideen untergebracht werden können. Zu diesem Thema improvisiert das Ensemble 4-6 Wochen mit Übungen aus dem Theatersport (Keith Johnston) und Methoden nach Augusto Boal „Theater der Unterdrückten“, „Regenbogen der Wünsche“ und erprobt so die Möglichkeiten des Themas.
Figurenentwicklung:
Danach beginnt die Figurenentwicklung: Angefangen mit einer ausschließlich köperbezogenen Tanzmeditation durch die sieben Grundcharaktere, angelehnt an die sieben Todsünden (Trägheit, Jähzorn, Neid, Hochmut, Wollust, Geiz, Maßlosigkeit. Danach fällen die Darsteller die Entscheidung mit welchem Grundcharakter sie weiterarbeiten möchten, ob sie lieber eine Wohlfühlfigur oder eine Antifigur spielen wollen. Mit Hilfe von verschiedenen Fragen entwickeln die Darsteller eine Biographie für ihre Figur.
Stückentwicklung:
Die entstandenen Figurenbiografien bilden die Basis für das Textbuch. Verena Beck legt bei dem szenischen Schreiben gesteigerten Wert darauf, dass es ein hauptrollenloses Stück wird, in dem alle Darsteller ihren Fähigkeiten und Wünschen entsprechend berücksichtigt sind. Jede der 15 Figuren soll Wichtigkeit für Haupthandlungsstrang haben. Das so entstandene Textbuch wird dem Ensemble als Spielangebot präsentiert, mit der Einladung sich die Texte zu Eigen zu machen, eigene Formulierungen und Ideen auszuprobieren und sich dabei gegenseitig wertschätzend zu unterstützen.
Bei der Inszenierung des Stückes liegt der Fokus nicht auf einem perfekt umgesetzten Textbuch. Ganz im Gegenteil: die Darsteller, die bei der Aufführung ohne Souffleur auf der Bühne stehen, üben sich gegenseitig zu „retten“, zu improvisieren wenn sie Texte vergessen. Das geschriebene Stück wird zu einem Käfig mit geöffneten Türen.
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